Generationenkonflikt in Grün

Die junge Basis der Partei wird unruhig. Sie empfindet die Klima- und Umweltpolitik der etablierten Parteiführung als zu lasch und zu angepasst. Im Herbst droht die Lage zu eskalieren – etwa im Rheinischen Revier.

Die Diskussionsfreude ihrer Partei ist der stellvertretenden Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen nur zu bekannt. Geduldig stellte sich Mona Neubaur beim Landesparteitag über den ersten schwarz-grünen Koalitionsvertrag in NRW der teils massiven Kritik. Doch obwohl die 44-Jährige nicht auf den Mund gefallen ist, gelang es ihr nicht, die Jugendorganisation ihrer Partei für das neue Bündnis zu gewinnen. Fast geschlossen stimmten die Delegierten der Grünen Jugend gegen das Vertragswerk.

Jetzt haben ausgerechnet die Grünen ein Generationenproblem, obwohl weder in Berlin noch in Düsseldorf die etablierte Führung schon zu den Alten zählt. Neubaur ist eine Mittvierzigerin, Außenministerin Annalena Baerbock ist gerade einmal 41 Jahre alt. Selbst die anderen nordrhein-westfälischen Minister der Grünen, nämlich Oliver Krischer (52), Josefine Paul (40) und Benjamin Limbach (52), gehören nicht zu den Polit-Oldies. Doch politisch trennen die beiden eng zusammenliegenden Generationen Welten. Die schnelle Duzfreundschaft, die Neubaur mit CDU-Ministerpräsident Hendrik Wüst schloss, ist vielen Jungen in der Partei nicht geheuer.

Der Artikel „Grüner Generationenkonflikt“ erschien am 14. Juni 2022 in der Rheinischen Post (Seite 2). Der Artikel „Wenn Radikalität auf Realpolitik trifft“ erschien am 15. Juni 2022 in der Aachener Zeitung und den Aachener Nachrichten.